Finchen und Oskar sind vorgestern zu uns gezogen.
Da sie Beide nicht fit waren, sind wir gestern zum Doc. Da wars gleich klar: die Kleine hat ein fertiges Ei im Bauch. Wartezeit bis Donnerstag Morgen vereinbart, dann müsste es da sein. Trotz des Stresses.
Soweit so gut.
Gestern Abend hat sie schon ein paar mal gedrückt, ohne Erfolg.
Heute Morgen war sie dann sehr aufgeregt, hat nach einen Platz gesucht. Ging in den bereitgestellten Kasten. Immer wieder sah ich sie drücken, aber irgendwie falsch. Der Schwanz war um 90° nach unten angewinkelt statt nach oben gestellt. Extremer Buckel. Kot wurde immer weniger abgesetzt, wenn dann unter großer Anstrengung. Zwischendurch war sie ganz normal.
Dann hat sie ein paar mal gepresst und gejammert, fing an mit dem Schnabel zu knirschen. Schnappte nach Luft.
Offenbar hatte sie Schwierigkeiten: Wärme und Luftfeuchtigkeit erhöht. Nix.
Also hab ich sie gefangen und sie erstmal gelassen über Wasserdampf gehalten und Öl in die Kloake gespritzt ( natürlich ohne Nadel). Danach war sie entspannter. Das Ei fühlte sich an, als ob es quer zur Kloake liegen würde.
Hab uns nun ne 2 Std. Frist gesetzt, erstmal wieder abwarten.
Hatte schon versucht den Doc anzurufen, und ihn vorzuwarnen. Kein Doc, 4 vk TA und keiner da. Hab dann unsere normale TÄin angerufen und wir haben für 18.30 uhr den Termin gemacht.
Dann wurde sie immer mysteriöser: normalerweise sitzen Legenothennen unten und werden apathisch - sie wurde völlig irre, flatterte wild umher, knallte in die Gitter, auf die Stangen, griff Oskar an, war richtig böse - ich hab sie als panisch eingestuft. Völlig durchgeknallt. Sowas hab ich bisher nur bei Todesangst erlebt.
Zwischendurch hing sie an der Käfigdecke und presste Kopfüber. Total gaga. Fiel runter.
Endlich zum TA: inzwischen hing sie dauernd an Gitter mit dem Schnabel eingehängt und ließ die Beine hängen.
Da war sie fit, die TA meinte gleich, dass das keine Legenot sei.
Sie hätte aber keine Ahnung von Vögeln, aber hat in ihrer langen Laufbahn natürlich schon ein paar Wellis mit Legenot gesehen. Da wäre kein Ei hinter der Kloake. Mit ihr diskutiert. Ich hab gefühlt, das Ei war plötzlich viel höher.
Sie hat also Gleitmittel in die Kloake gespitzt, um es zum flutschen zu bringen. Die Kleine presste stark. Noch immer war das Ei nicht zu finden. Dann hat sie es gefühlt, etwas hartes weit oben.
Sie blutete nun aus dem Darm. Ab zum Röntgen: da war das Ei. Annähernd 3 cm lang und fast ebenso breit. Lag quer zur Kloake, immer wieder fragte sie mich, obs bei diesen Kleinen anders als bei Hühnern sei. Zum Vergleich haben wir die Maße aufgezeichnet, nein, so groß war hier noch kein Ei. Immer wieder versuchen wir vk TA zu kontaktieren.
Es half ja alles nichts: die Kleine brauchte dringend Hilfe. Abwarten bis sie völlig am Ende ist bringt es ja auch nicht. Da nur die TA und ein Mädel da waren, mussten wir helfen. Auch zuvor hatte ich die Kleine gehalten. Nun ab in Narkose. Alles improvisiert. Ich musste den Kopf halten und einen Inhalator. Sie hat kurzerhand einen Handschuh über diesen Aufsatz gezogen und ein Loch für Finchens Kopf gemacht. Also haben wir den Kopf so in dieses Ding gesteckt. Die Kleine hat gekämpft, ich hielt den Kopf und das Atemnarkosegerät.
Sie wollte nicht einschlafen, hat sich gewehrt. Die TA kannte die Dosierung für Vögel nicht. Also haben wir ausprobiert. Wenigstens war sie ehrlich.
Dann Ketamin gespritzt, sie saß mit ner Liste und nem Taschenrechner da.
Bauch auf...und da war das Ei. Rießig. Aber halt....warum liegt es da einfach? Die TA ganz verwirrt, dass sie noch nicht in den Darm geschnitten hatte. Beim rausholen ist das Ei dann zerbrochen, leider. Bauchraum mehrfach gespült. Dann beim Nähen hat sie das Loch im Darm nicht gefunden. Ist durch die Kloake und hat den Legedarm gedehnt. Da war kein Loch! Wir haben ja mitgeschaut der Darm war völlig intakt!
Sie hat immer wieder gemurmelt: das gibts doch gar nicht! Eine Bauchhöhlenschwangerschaft bei Vögeln???
Also alles zugenäht, und das bange warten begann.
Sie schätzte ihre Chancen auf 5%. Sie meinte dass früher fast nie ein Vogel bei ihr überlebt hätte. Alles Wellis mit Geschwulsten. Aber da sei das Narkosegas ein anderes gewesen. Mit diesem habe sie es nicht probiert. Sie überließe dies ihren vk Kollegen.
Die denkt dass die Kleine unsagbare Schmerzen gehabt haben muss. Ich denke es auch. Jetzt ist sie schwer mit Ketamin betäubt - dass sie wenigstens ohne Qualen sterben darf.
Zur Zeit lebt sie noch.